Im Weihnachtsgeschäft kann die Digitalisierung des Point of Sale echte Mehrwerte für Händler und Verbraucher schaffen. Doch wie digital ist der stationäre Einzelhandel im Jahr 2016?
Weihnachten steht vor der Tür. Und wie jedes Jahr stürmen Massen von Menschen in Geschäfte und Einkaufszentren, um das perfekte Geschenk für Familie, Freunde und Co. zu finden – der ideale Stresstest für den Einsatz digitaler Lösungen auf der Fläche. Könnte man meinen. Ganz gleich ob kontaktloses Bezahlen, personalisierte Push-Nachrichten oder Couponing-Apps: Zur umsatzstärksten Zeit des Jahres kann die Digitalisierung des Point of Sale (POS) echte Mehrwerte für Händler und Verbraucher schaffen. Doch wie digital ist der stationäre Einzelhandel im Jahr 2016? Steckt er hierzulande noch in den Kinderschuhen oder steuert er bereits Champions-League-Niveau an? Fakt ist: Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung aller Lebensbereiche erwarten die Kunden auch Veränderungen im stationären Handel, insbesondere einen deutlichen Technologieschub, heißt es in einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung PriceWaterhouse Coopers.
Kann
der stationäre Einzelhandel diese Erwartungshaltung bedienen? Florian
Treiß, Gründer von Location Insider, Deutschlands Fachdienst zur
Digitalisierung des stationären Handels, weiß: „Der Stationärhandel in Deutschland
erkennt immer mehr die Chancen der Digitalisierung: Die Zeiten, das Internet
als Feind zu geißeln, sind vorbei, stattdessen wird es immer mehr zum Freund,
gerade seit dem Siegeszug der Smartphones. Das (mobile) Web kann zum Frequenzbringer
werden, und zwar vor allem mit Geofencing-Kampagnen rund um die Filialen,
Warenbestandsanzeigen der Filialen im Netz sowie Click & Collect.
Allerdings wird dieses Potenzial in Deutschland noch von den wenigsten Händlern
ausgeschöpft. Gleiches gilt für digitale Dienste direkt am Point of Sale:
Indoor Navigation, Beratung per Tablet oder Mobile Payment sind längst noch
nicht flächendeckend verfügbar, es gibt aber die ersten spannenden
Praxis-Cases“.
Dazu zählt unter anderem Sportscheck. Der Multichannel-Sportfachhändler gehört zu den First Movern, was den Einsatz von Tablets und Beacons im Store betrifft. Auch 3D-Technologien stehen bei Sportscheck für die fortschreitende Digitalisierung am POS: Etwa bei der Beratung von Kunden zu Ski- und Wanderschuhen mithilfe eines Scanners.
Doch dies ist nur ein Beispiel. Die Frage bleibt: Wird der Store 4.0 als strategisches Thema von den Anbietern am Markt wirklich umfassend vorangetrieben? Oder herrscht durch den stark wachsenden Online-Handel eher Katerstimmung? Tim Wegner, Gründer und CEO von Minodes, einem Retail-Analytics-Anbieter für Einzelhändler und Werbekunden, erkennt vor allem ein Kopfproblem und fordert: „Deutsche Händler sollten Innovationen verstärkt als Möglichkeit und weniger als Risiko betrachten und die Kunden mit Innovationen fordern und begeistern. Schließlich sind die Möglichkeiten, die Händlern heute durch Beacons, Apps und Retargeting-Tools in die Hände gelegt werden, immens.“
Smartphone auch beim
Offline-Shopping ständiger Begleiter
„I can't overstate how mobile is changing how we interact with our consumers”, sagte Joel Anderson, CEO von Wal-Mart, bereits 2012. Vier Jahre später gewinnt diese Aussage immer mehr an Kontur: Forschern des US-Marktforschungsunternehmens Euclid Analytics zufolge ist das Smartphone bereits heute ständiger Begleiter des Konsumenten – auch beim Offline-Shopping. Bei einer kürzlich durchgeführten Studie unter 1.500 Konsumenten stellte sich heraus, dass 55 Prozent das Device im Ladengeschäft zum Preisvergleich einsetzen. Nur acht Prozent nutzen die App des jeweiligen Anbieters vor Ort. Daraus folgt: Smartphones sind beim Offline-Shopping das Verbindungsstück zum Kunden, werden aber nicht effizient genug eingesetzt. Vor allem jetzt, kurz vor dem Fest, ist dies ein echtes Manko, denn „gerade die Weihnachtszeit ist ideal, um Store-Besucher zum Beispiel im Nachgang mittels Offline-zu-Online-Retargeting als Marken-Fans zu gewinnen“, so Tim Wegner.
Artikelbild: Pexels.com
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