Der Internationale Frauentag 2020 ist nicht nur ein weiterer Aktionstag unter vielen, die irgendwas zelebrieren, sondern er ist wichtig. Wir nennen triftige Gründe, warum das so ist.
Am 8. März, dem Weltfrauentag, geht es längst nicht mehr nur um Frauenrechte. Es geht um Gleichstellung aller und damit auch um Diversität. Denn mit der Frage, wie Frauen in einer Gesellschaft gleichberechtigt behandelt werden, schließen sich mittlerweile auch viele Fragen an, die nicht mehr nur explizit auf Frauen bezogen sind: Wie können wir endlich Heteronormativität überwinden, traditionelle Geschlechterrollen aufbrechen und Rassismus bekämpfen. Denn es geht darum, nicht nur die Gleichberechtigung von Frauen zu verhandeln, sondern zu fragen, was Gleichberechtigung aller Menschen bedeutet und wie wir dies erreichen. Der Internationale Frauentag 2020 ist damit nicht nur ein weiterer Tag unter vielen, die irgendwas feiern, sondern er ist wichtig und das sind einige Gründe warum:
Laut einer Analysevon EY ist der Anteil von Frauen in den Vorstandsetagen der Dax-, M-Dax- und S-Dax-Unternehmen 2020 im Vergleich zu 2019 leicht gestiegen und liegt jetzt bei 9,2 Prozent. Entsprechend sitzen 64 Frauen in Vorstandsgremien der rund 160 Unternehmen, drei Frauen mehr als noch im Vorjahr. Demgegenüber besetzen 633 Männer eine Vorstandsposition.
Jedes Jahr legt das Weltwirtschaftsforum den „Global Gender Gap Report“ vor. Die aktuelle Studie prognostiziert, dass die Weltgemeinschaft noch mindestens ein Jahrhundert benötigen wird, um eine Gleichberechtigung der Geschlechter weltweit zu erreichen, wenn wir das aktuelle Tempo beibehalten. Der Report merkt an, dass sich nach wie vor die größten Unterschiede zwischen den Geschlechtern in der Wirtschaft zeigen. Um die Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, fordert das Weltwirtschaftsforum darum die Gehalts- und Einkommenslücke zwischen den Geschlechtern zu reduzieren und die Elternzeit für Väter zu verlängern.
Zudem stagniere der Anteil der Frauen am Arbeitsmarkt weltweit: Gut die Hälfte der erwachsenen Frauen hat gemäß dem Bericht einen Job, bei den Männern seien es mehr als drei Viertel (78 Prozent). Und: Es sind immer noch zu wenig Frauen in neuen Berufsbildern repräsentiert. Im Ingenieurwesen sind rund 15 Prozent Frauen tätig, in den Bereichen „Daten und KI“ sind laut Studie circa 26 Prozent.
Bisher dominieren oft erfolgreiche Männer die Erzählungen über Karriere und Erfolg und damit auch die Podien der Konferenzen. Es wird Zeit, dass wir unseren Fokus hier verändern und beginnen, auch Geschichten und Diskussionsrunden divers zu gestalten. Sicher - es fällt leicht, zentrale Staatsoberhäupter zu benennen. Aber wie sieht es mit Frauen aus? Klar, Deutschland wählte 2005 mit Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin, Irland aber ernannte bereits 1990 mit Mary Robinson seine erste Staatspräsidentin, die auch für ihr Engagement für Klimagerechtigkeit bekannt ist. In Norwegen übernahm Gro Harlem Brundtland schon 1981 den Vorsitz der sozialdemokratischen Arbeiderpartiet (Ap) und wurde am 4. Februar 1981 zur ersten Ministerpräsidentin Norwegens gewählt. Auch wurde Brundtland Vorsitzende der World Commission on Environment and Development der Vereinten Nationen, die mit ihrem Abschlussbericht „Our Common Future“ den Begriff des Sustainable Development, deutsch „Nachhaltige Entwicklung“, prägte. Auch aktuell können wir von jungen, starken Frauen erzählen: Die Klimaaktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer bewegen unsere Gesellschaft ebenso wie die US-Demokratin Alexandria Ocasio-Cortez und Sanna Marin, die Ende 2019 die Regierungsgeschäfte in Finnland übernahm. Mit ihr sitzen nun elf Frauen und sieben Männer im finnischen Kabinett.
Spricht man über prägende Persönlichkeiten im Tech-Business, fallen sofort die Namen von Microsoft-Gründer Bill Gates und Apple-Chef Steve Jobs. Klar, das Tech-Business ist ein von Männern dominierter Wirtschaftszweig. Das lässt sich nicht bestreiten. Das heißt aber noch lange nicht, dass diese Branche nicht von Frauen geprägt wurde:
Augusta Ada Byron King, bekannt als Ada Lovelance, gilt als eine der Vordenkerinnen der Informatik. Sie schrieb 1843 den allerersten Algorithmus, der sich als rudimentäres Computerprogramm bezeichnen lassen kann. Die Yale-Absolventin Grace Hopper wiederum startete 1944 ihre Karriere als Programmiererin bei der US-Navi. Sie arbeitete an Projekten wie Mark I, dem ersten vollelektronischen Großrechner der Welt, und an der Entwicklung der Programmiersprache COBOL. Und nicht zu vergessen: Die drei afroamerikanischen Mathematikerinnen Katherine Johnson, Dorothy Vaughan und Mary Jackson haben dazu beigetragen, dass die NASA ihr Mercury- und Apollo-Programm umsetzen konnte. Ihre Geschichte hält der Film „Hidden Figures“ fest. Es ist wichtig, sich an diese Persönlichkeiten zu erinnern und anderen von Ihnen zu erzählen, um Vorurteilen wie „Mädchen können kein Mathe“ zu begegnen und der kommenden Generation an Frauen zu zeigen, dass sie nicht nach diesen Klischees leben muss.
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