Dr. Michael Otto über seine Erwartungen an die UN-Klimakonferenz in Paris.
Die Klimaschutzdebatte nimmt wieder Fahrt auf. Seit diesem Montag trifft sich auf der 21. UN-Klimakonferenz in Paris die Weltgemeinschaft, um Lösungen für einen wirksamen Schutz des Weltklimas zu erarbeiten.
Ich muss gestehen, dass mich der Ausgang der vorherigen
Konferenzen enttäuscht hat – viel zu schwach waren die Verpflichtungen und
Beschlüsse, um der bereits spürbaren Veränderung unseres Klimas etwas Wirksames
entgegenzusetzen. Dabei ist wirksamer Klimaschutz vor allem auch aus
ökonomischer Perspektive das Gebot der Stunde: Spätestens seit dem
vielbeachteten Stern-Report im Jahr 2006 wissen wir doch, dass Klimaschutz uns
unterm Strich viel weniger kosten wird als die Anpassung an einen globalen Klimawandel. Und trotzdem hat sich die
Weltgemeinschaft viel zu lange Zeit gelassen und viele Chancen verpasst. Das
liegt auch an den Bremsern unter den Staaten, die nationalstaatliche Interessen
über die globalen Handlungsnotwendigkeiten stellen und damit den kurzfristigen
Erfolg im eigenen Land über die langfristige Zukunftssicherung der gesamten
Menschheit. Trotzdem bin ich zuversichtlich, dass die Staatengemeinschaft nach
harten Verhandlungen diesmal einen Fortschritt erreichen wird.
Wie können Unternehmen und Politik gemeinsam den Klimaschutz vorantreiben? Um nicht nur Fragen und Forderungen zu stellen, sondern auch Lösungen zu präsentieren, habe ich im Jahr 2007 zusammen mit anderen Familienunternehmern, Vorstandsvorsitzenden und Geschäftsführern die „ Stiftung 2° - Deutsche Unternehmer für Klimaschutz“ initiiert. Unsere Arbeit in der Stiftung konzentriert sich auf Aktivitäten und die politische Auseinandersetzung in Deutschland. Wir sind aber heute schon sehr gut international über unsere Partnerorganisationen in England, Chile, USA, Türkei, Japan, und der Schweiz vernetzt. Es muss uns klar sein: wir werden den Kampf gegen den Klimawandel nicht alleine durch nationale Anstrengungen schaffen. In einem kürzlich stattgefundenen Gespräch hat die Bundeskanzlerin mir gegenüber bestätigt, für diesen notwendigen Erfolg hart zu verhandeln.
Aus eigener
Erfahrung weiß ich, dass Wirtschaftswachstum und Klimaschutz zusammenpassen, dass unternehmerischer Klimaschutz eine echte wirtschaftliche Chance
ist. Denn eine nachhaltige Wirtschaftstätigkeit kostet nicht nur, sie hilft
auch, zu sparen. Bestes Beispiel sind die Energiekosten – hier ist
Energievermeidung und eine hohe Energieeffizienz im wirtschaftlichen
Interesse von Unternehmen. Dazu benötigt die Wirtschaft jedoch Planungs- und
Investitionssicherheit und verlässliche politische Rahmenbedingungen.
Die Otto Group verfolgt seit Jahren eine ambitionierte Klimastrategie, deren Ziel es ist, die CO2-Emissionen bis 2020 im Vergleich zu 2006 zu halbieren, und bis zum Jahr 2040 sogar um 70 Prozent zu reduzieren. Dies soll insbesondere durch eine Steigerung der Energieeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien wie Photovoltaik und Erdwärme, die weitere Reduzierung der Luftfrachttransporte in der Beschaffung als auch durch eine klimafreundlichere Distribution, z. B. durch verbrauchsärmere Fahrzeuge, erreicht werden. Gemessen an der Weltwirtschaft ist dies ein kleiner, aber sehr wichtiger Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel. Unsere bisherigen Erfolge auf diesem Weg, nämlich die bisher realisierte Einsparung von insgesamt 24 Prozent der zugrundegelegten CO2-Emissionen, machen mich zuversichtlich!
Eine weitere Initiative für einen verbesserten Schutz des Weltklimas ist die Initiative CPI2 – Carbon Performance Improvement Initiative. Hier geht es um die Dekarbonisierung unserer textilen Wertschöpfungsketten, wo ein Vielfaches der Emissionen entsteht wie innerhalb unserer eigenen Werkstore. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedsunternehmen unterstützen und ermutigen wir unsere Lieferanten dabei, ihre Energieeffizienz zu verbessern. Die dadurch erreichte Reduktion des Energieeinsatzes hilft dem Klima, und sie hilft über verringerte Energiekosten darüber hinaus auch dem Lieferanten. Einmal mehr zeigt sich, dass Klimaschutz und Wirtschaft sich ergänzen.
Erfolgreicher Klimaschutz braucht auch solche Initiativen. Vor allem aber braucht er ein internationales verbindliches Klimaschutzabkommen, das den übergreifenden Rahmen für eine Begrenzung der Erderwärmung auf die vereinbarten maximal 2 Grad festschreibt. Ein wichtiger Bestandteil sind ambitionierte nationale Selbstverpflichtungen, wie sie viele Staaten im Rahmen des INDC-Prozesses (Intended Nationally Determined Contributions) definiert haben. Eine derart konkrete und belastbare Vereinbarung vergrößert die Chance deutlich, die Welt auf den 2-Grad-Zielpfad zu bringen. Gelingt es, im Pariser Vertrag neben diesen ambitionierten Zielsetzungen auch zusätzliche Elemente für eine positive Dynamik der Zielanpassung und eine deutlich größere Transparenz der Anstrengungen und Erfolge zu verankern, dann wird diese Konferenz als Schlüsselmoment in die Geschichte des globalen Klimaschutzes eingehen. Paris wäre damit nicht der Zieleinlauf, aber eine wichtige Etappe im Kampf gegen die globale Erwärmung.
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